12 July 2008

Ein Tag



Er hatte die Unberechenbarkeit des Windes im Blut! Er sah aus, als würde er schon seit Jahren mit hoher Geschwindigkeit auf der Welt herumfahren. Seine aus Leder starke Ausrüstung war schwarz und Gelenk Schutz. Auf seinem Helm spiegelte die Sonne. Während seiner Fahrt bewegten sich die Gestirne, und aus ihren Umlaufbahnen bildete sich ein Spiel um die Welt.


Die Jahreszeiten offenbarten sich ihm, der – nur eine schwache Spur hinterlassend und nach vorne blickend – dem Sonnenuntergang entgegenbrause. Von blühenden Wiesen, strömenden Flüsse und Jungtieren, die ihn an die Stimmung des Frühlings erinnerten, fuhr er in die Reife des Sommers. Im mächtigen Wind, der mit all seiner Kraft den Sand zu Bergen werden ließ, erlebte er die Hitze der Wüsste. Während der Fahrt zeigten sich ihm Landschaft und Klima immer trockener, und buntes Laub war schon überall zu sehen. Der Herbst hatte sich angekündigt, und die Tierwelt bereitete sich auf den Winter vor.


Jetzt nahm er den Weg durch das große Gebirge. Aus seinem Helm heraus blickte er auf die weißen Gipfel der Berge, die menschenleer waren. Er sah auch die Wolken, die rasch über den Himmel glitten, und ebenso die neue, weiße Landschaft, die vollkommen verändert war.

Zeit und Geschwindigkeit wurden ein Teil von ihm. Im nächsten Augenblick fuhr er schon der Küste entlang, wo der Mond seine Bahnen zog und wo Ebbe und Flut sich stetig abwechselten. Die Wellen schlugen gegen riesige Felsen. Sonnen- und Mondfinsternis brachten der Welt das Geheimnis des Universums näher. Die Erde drehte sich und kreiste mit der Euphorie der Ewigkeit.

Plötzlich – fast unerwartet – hielt er an und stieg ab. Vor seinem Haus erblickte er die Kinder im Garten und sein Hund erwartete ihn schwanzwedelnd am Zaun. Er nahm seinen Helm ab und begriff: es war ein schöner Tag, um Motorrad zu fahren!

No comments: