08 February 2009

Spaziergang

I

So waren die Tage: heiß und feucht; und in den Nächten leuchteten die funkelnden Sterne. Dann und wann erfüllten eiligen Sternschnuppen, die den Himmel durchschnitten, einen Wunsch. Die Natur zeigte sich von einer Seite, die er so nie gesehen hatte, und er machte die Erfahrung, sich auf sie verlassen zu können.
Die Wanderung begann in der letzten Stunde der Nacht, da noch viele Tiere wach waren, und jene, die mit Tagesanbruch erst aufwachten, wurden lebendig. Lebendig wurden aber auch die zahlreichen Vögel, die einen solchen Lärm machten, dass es sich anhörte, als ob der Wald sich in ein großes Nest zu verwandeln begänne. Steine, Baumstämme und Blätter lagen überall herum, und es schien so, als bewegte sich den Boden. Die Ameisen, Käfer, Spinnen und andere Getiere bewegten und begegneten sich in allen Richtungen, ohne sich zu stören. Der Fluss musste nicht mehr weit sein, weil sein Rauschen die Geräusche der Tierwelt vollständig übertönte. Plötzlich kam aus der Stile des Waldes ein Wind, der unterwegs immer kräftiger wurde, was an die heftigen Bewegung der Bäume zu merken war. In der Nähe dagegen zog nur eine leichte, duftende Brise vorbei.
Der Weg wurde steil, und die Baumkronen waren von oben gesehen außergewöhnlich beeindruckend. Durch eine Felsspalte, bot sich ihm, als er aus dem Wald heraustrat, eine herrliche Aussicht. Sein Blick wanderte in die Weite. Nach ein paar Schritten auf den Kamm hinauf wurde die Bewegung der Bäume merklich stärker und auch die feuchte Hitze, die ihm entgegenströmte. Aus dem Wald blies der mächtige Wind – mit einer Kraft, die einem fast die Besinnung raubte. Er konnte ohne Worte und ohne Gedanken diese Urkraft beobachten: Tausende von Blätter wurden aus dem Wald hinaus gefegt, flogen ins Tal und Richtung himmelwärts an ihm vorbei! Es sah aus wie eine bewegte Wand aus Blätter... und es ging zu Ende wie es angefangen hatte: die Blätter taumelten wieder auf dem Boden, sammelten sich dort oder trieben einfach mit dem Wasserfall herunter. Obwohl alles sich beruhigt hatte, spürte er noch immer ein heftiges Herzklopfen und kam zu Erkenntnis, dass auch die Naturgeschehnisse von den Wechselwirkungen der Kräfte bestimmt werden.

II

Mit dem Einbruch der Dämmerung begann die Stille des Waldes, nur das Plätschern des Wassers blieb gleich. Jetzt wurde es Zeit, an einen Schlafplatz zu denken. Eine große Wiese, die sich bis an den Rand des Berges hinstreckte, war dafür geeignet. Gleich wurde ein Lagerfeuer angezündet und etwas zum Essen vorbereitet. Eine Weile später schlüpfte er in den Schlafsack, und während er die Bewegung der Sternbilder beobachtete, schlief er ein. In der Nacht wurde es sehr kalt, so dass er sich wie eine Schnecke in seinem Schlafsack zusammenrollte.

Mit dem ersten Sonnenstrahl stellte sich ihm eine magisch-prächtige Landschaft dar. Die wunderschöne grüne Wiese hatte sich in einen kalten, weißen Landstrich verwandelt. Wie von Sinnen sprang er aus seinem Schlafsack und begann, die Umgebung zu erforschen. Der Bach war zugefroren so wie alles andere in seiner Nähe vom Frost gezeichnet war. Nur der hellblaue Himmel kündigte einen sonnigen Tag an. Langsam ging er zwischen den Bäumen den Bach entlang bis zu einer hohen Bergwald - dann gab es eine wirklich großartige. Überraschung!

Erstaunt stand er vor der unendliche großen Wand, die mit Eiszapfen bedeckt war. Der Boden gab bei jedem Schritt nach und dämpfte die Schritte wie ein dicker Teppich. Rhythmus und Klang der herabfallenden Wassertropfen empfand er wie Musik der Natur, kaum zu fassen für seinen Geist. Überall dampfte es, er hielt die Augen geschlossen, seine Seele war von diesen Augenblicken beeindruckt, ja gefangen. Er versuchte wie ein Kameraobjektiv, seinen Blick zu erweitern, sich an die Umgebung zu erinnern und sie in sein Bewusstsein aufzunehmen. Das Geheimnis dieser Welt hatte ihn fasziniert!

aus dem Wald hinaus



III

Wege und Flüsse waren unendlich schön. Der Horizont war das Ziel des Tages, und die abenteuerliche Zeit verging schnell. Ich wanderte schweigend. Die Schatten der Wolken verloren sich in der Ferne, vor mir machte sich ein Regenschauer breit. Während der Nacht erlebte ich den Regen, der von West nach Ost zog. Die Regentropfen liefen an meinem Gesicht herunter. Ich hatte keine Angst vor der Dunkelheit. Es war nicht mehr kalt, und bald war der Regen vorbei; nur in der Ferne blitzte und donnerte es noch. Das Meer schien nahe zu sein, weil eine frische Brise einen neuen Geruch mitbrachte. Als ich am Strand saß, war es noch Nacht, und ich beobachtete die Bewegung von Sternen und Wellen. Langsam erschien am Horizont eine Helligkeit, die sich auf dem Wasser spiegelte. Mit jedem Augenblick wurde sie stärker; ich hatte es noch nie so gesehen, und nun war klar: es war der Mondaufgang! Meine Atmung wurde tiefer. Das Wunder dieser Erscheinung erdrückte mich schier: das Wasser verwandelte sich in ein Meer von Silber.
Als der Halbmond schon etwas höher stand, mischte sich eine rote Farbe dazu. Mit einem Mal wurde die Welt bunter. Die Farbtöne des Horizonts wurden ständig intensiver. Langsam versteckten sich Mond und Sterne hinter diesem Farbenspiel. Auch Wasser, Himmel und Sand wurden von dieser Buntheit erfasst, und der weiße Schaum auf den Wellen bildete einen starken Kontrast dazu. Plötzlich begriff ich, dass sich ein herrlich leuchtender Sonnenaufgang angekündigt hatte! Die Nacht machte dem Tag Platz. Die Veränderungen der Natur erlebte ich nicht nur als Zuschauer: ich fühlte mich eins mit Sonne, Mond und Erde. Als meine Begeisterung keine Grenzen mehr kannte, so dass ich außer mich war und schreien wollte, kamen mir die Tränen...
... heute sagen die Ältesten, dass Gott einmal über diese Erde gegangen war, um die Welt zu erleben. Er beschloss damals, dass ihn die Menschen durch die Natur kennen lernen sollten.

13 October 2008

wie das Laub sich verfärbt...




Welkes Blatt

Jede Blüte will zur Frucht,
Jeder Morgen Abend werden.
Ewiges ist nicht auf Erden
als der Wandel, als die Flucht.

Auch der schönste Sommer will
einmal Herbst und Welke spüren.
Halte Blatt, geduldig still,
wenn der Wind dich will entführen.

Spiel dein Spiel und wehr dich nicht,
laß es still geschehen,
laß vom Winde, der dich bricht,
dich nach Hause wehen.

Hermann Hesse
(1877 - 1962)








Altweibersommer




Septembermorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
noch träumen Wald und Wiesen;
bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
den blauen Himmel unverstellt,
herbstkräftig die gedämpfte Welt
in warmem Golde fließen.

Eduard Mörike
(1804 - 1875), deutscher Erzähler, Lyriker und Dichter

















12 October 2008

Leipzig (Cospudener See)

Cospudener See


Tamanh : 4,4 km2

"Orla" : 11km



17 July 2008

Berlin

Berlin war das Ziel unserer Reise und alle waren pünktlich auf dem Augustusplatz, wo unsere Reise begann. Die Fahrt war schön und angenehm und sie verging wie im Fluge, denn neben mir saß ein begeistertes und kluges Mädchen, das mir sehr viel über die deutsche Sprache und auch kurze Geschichten erzählte.Die Stadtrundfahrt dauerte mehr als vier Stunden und wir konnten viele Sehenswürdigkeiten besuchen. Es ist erstaunlich, wie an der Zukunft der Stadt gebaut wird: Männer und Maschinen arbeiten rund um die Uhr, egal ob das Wetter gut oder schlecht ist. da, wo einst nur zerstörte Gebäude waren, kann man heute besondere Architektur bewundern. Wir stiegen zuerst am Pariser Platz aus, wo sich das Brandenburger Tor und andere imposante Gebäude befinden. Dann besuchten wir auch den Dom und die Mauer - besser die Reste von ihr - die stehen gelassen wurden. Später die Siegessäule, den Postdamer Platz, den Alexanderplatz, den Berliner Fernsehturm, den Neptunbrunnen, viele Botschaften und schließlich die Oper.

Am Sonntag gingen wir in verschiedenen Gruppen zu den Museen, ich entschied mich für das Checkpoint-Charlie-Museum, wo die Amerikaner damals einen strategischen Kontrollpunkt zwischen amerikanischer und sowjetischer Besatzungszone eingerichtet hatten. Heute befindet sich dort eine Dokumentation über den Krieg und den Mauerbau mit all seinen geschichtlichen Folgen.
Als ich dort war, erinnerte ich mich an einen Ausspruch: "Wer von der Vergangenheit lebt, das sind die Museen." Das heißt für mich auch, dass die Vergangenheit eine wichtige Erfahrung in Bezug auf die heutige und zukünftige Zeit ist, aber letztlich soll sie auch in der Zeit "bleiben", zu der sie gehört. Langsam wurde ich von der Stimmung des Hauses eingefangen und aus dem Wissen heraus, das ich schon hatte, bildete sich zusammen mit diesem Eindruck ein tieferes Geschichtsverständnis.
Die gewaltige Macht des Krieges beeindruckte mich, und in öfters hielt ich die Emotionen zurück, um nicht weinen zu müssen. Ich schaute mir einen Film über die Kriegsjahre und die Zeit des Mauerbaus in Berlin an und fragte mich, wie man andere Menschen so bevormunden und wie das Leben sich durch Bitterkeit und Hoffnung verändern kann.